Allgemein

Allgemeine Eigenschaften von Schimmelpilzen

Schimmelpilze sind in allen Lebensräumen vorhanden und haben als Destruenten im natürlichen Stoffkreislauf die wichtige Funktion der Zersetzung von organischen Substanzen.

Zu den entscheidenden Faktoren, die das Wachstum von Schimmelpilzen ermöglichen, zählen neben einer hohen Materialfeuchtigkeit, verwertbare Substrate, günstige Temperatur und ein geeigneter pH-Wert. Insbesondere im Vergleich zu den ebenfalls als Destruenten auftretenden Bakterien zeichnen sich Pilze dadurch aus, dass sie bevorzugt in einem neutralen bis leicht sauren Milieu ansiedeln und dass sie besonders effektiv bei der Zersetzung von kohlenhydratreichen Substanzen wie z. B. Cellulose sind. Der geeignete Temperaturbereich der meisten Pilze liegt zwischen 15- 30 °C. Es gibt viele tausend unterschiedliche Pilzarten. Die verschiedenen Pilzarten unterscheiden sich bezüglich ihres makroskopischen und mikroskopischen Aussehens, ihrer gesundheitlichen Wirkung und den bevorzugten Lebensbedingungen. 

Gesundheitliche Wirkung von Schimmelpilzen

Die Schimmelpilze können sich auf die folgenden unterschiedlichen Weisen gesundheitlich auswirken:

allergene Wirkung: Der Dosis-Wirkungszusammenhang von Sensibilisierungen ist in diesem Falle komplex. Er hängt u. a. von der genetischen Prädisposition, dem Zustand der betroffenen Haut oder Schleimhaut sowie von der Menge (Dosis pro Fläche) und vom allergenen Potential der Schimmelpilzsporen ab. Bei Sensibilisierten richtet sich das Auftreten allergischer Reaktionen nach dem Grad der Sensibilisierung, der Membranfunktion von Haut und Schleimhäuten und der Allergendosis. Mittels der heutigen Nachweisverfahren wurden bei etwa 5 % der Bevölkerung in Deutschland eine Sensibilisierung gegen Schimmelpilze mit zunehmender Tendenz nachgewiesen.

toxische Wirkung: Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen (z. B. Mykotoxine) sowie die Zellwandbestandteile (Glukane) wirken toxisch. Als immuntoxische Wirkung ist auch die Freisetzung von Interleukinen und sonstigen Entzündungsmediatoren in Haut und Schleimhäuten bei Schimmelpilzeinwirkung zu sehen.

infektiöse Wirkung: Die infektiöse Wirkung spielt vor allem bei immungeschwächten Menschen, nach einer Tuberkuloseerkrankung, bei Bronchiektasien bzw. chronischer Nasennebenhöhlenentzündung eine Rolle. Ausgelöst durch Innenraumbelastungen ist allerdings kaum mit einer solchen Wirkung zu rechnen.

Geruchsbelästigung: Sie kann die Lebensqualität beträchtlich beeinflussen. Gerüche können außer von Schimmelpilzen auch von Bakterien oder VOC-Emittenten verursacht werden. Dies sollte bei einer Untersuchung eines Gebäudes stets bedacht werden. Die Ausprägung der toxischen und allergenen Wirkungen u.a. durch Mykotoxine ist erheblich von der Art der Schimmelpilze (Spezies) und von der aufgenommenen Gesamtmenge abhängig. Prinzipiell liegt bei erhöhten Schimmelpilzbelastungen potentiell eine gesundheitliche Gefährdung vor, die aus Gründen der Risikominimierung im Innenraum nicht auftreten sollten. Da die Wirkung von Schimmelpilzen nicht nur von Quantität und Qualität der Schimmelpilzbelastung abhängt, wobei auch abgestorbene Schimmelpilze, Sporen und der umgebende Staub Wirkungen haben können, sondern auch von der – oft konstitutionell bedingten - Reaktion des Individuums abhängig ist, ist es bisher nicht möglich, allgemein akzeptierte, feststehende, gesundheitlich begründete Grenzwerte aufzustellen. Daher erfolgt die Bewertung von Schimmelpilzbelastungen in Innenräumen aus hygienischer Sicht. Das verstärktes Auftreten von Schimmelpilzen stellt also ein allgemein hygienisches Problem da. Vereinfacht kann jedoch festgestellt werden, dass Pilze unbestritten adverse Effekte auf die Gesundheit haben können. Weiterhin konnte in epidemiologischen Untersuchungen gezeigt werden, dass bei Feuchteschäden und damit unter Bedingungen, bei denen sich Mikroorganismen vermehren, das Risiko zu erkranken zunimmt. Da-her wird grundsätzlich eine Minimierung von mikrobiellen Belastungen empfohlen. Das bedeutet, dass bei einer deutlichen, statistisch abgesicherten Erhöhung der Schimmelpilzbelastung in einem Innenraum im Vergleich zum allgemeinen Hintergrund, eine zusätzliche Quelle vorhanden bzw. wahrscheinlich ist (sichtbarer Schimmel, erhöhte Konzentrationen von Schimmelpilzen bzw. deren Stoffwechselprodukten in der Luft bzw. im Staub), die aus Gründen der Vorsorge  beseitigt werden sollte. Um eine hygienische Beurteilung eines Schimmelpilzbefalls vornehmen zu können, sind die Ergebnisse der Untersuchungen der Material-, Luft und Staubproben zusammen mit bauphysikalischen Daten, wie z.B. Temperatur und relative Feuchte der Außen- und Raumluft sowie an der Innenoberfläche von Außenbauteilen und gegebenenfalls das Feuchteprofil des Wandmaterials, dieLuftwechselrate sowie ergänzende Informationen der Betroffenen und gegebenenfalls des behandelnden Arztes im Gesamtzusammenhang auszuwerten. Weiterhin sollte beachtet werden, dass die Beurteilung einer Innenraumbelastung durch Mikroorganismen nicht auf Schimmelpilze begrenzt werden darf, sondern dass auch Bakterien, wie z.B. Actinomyceten, mit einzubeziehen sind.  Bei einer Bewertung sollte grundsätzlich berücksichtigt werden, dass die Raumluftqualität von intramuralen Quellen und durch die Außenluft beeinflusst wird. Naturgemäß steigt die Schimmelpilzkonzentration der Außenluft in der Vegetationsperiode bis zum Sommer stark an und fällt erst im Spätherbst auf ein niedriges Niveau zurück. Innerhalb der Vegetationsperiode unterliegt die Außenluftkonzentration starken Schwankungen. Sie wird sowohl vom Tag/Nacht-Rhythmus als auch von der lokalen Witterung entscheidend beeinflusst. Die Schimmelpilze im Innenraum werden entsprechend dem Lüftungsverhalten von der Schimmelpilzkonzentration in der Außenluft beeinflusst. Weiterhin werden mit der Kleidung und mit Gegenständen Pilze in Wohnungen eingetragen. Es ist daher über das ganze Jahr eine veränderliche Hintergrundbelastung zu erwarten.   Das Wachstum von Schimmelpilzen in Innenräumen ist insbesondere an erhöhte Feuchtigkeit gekoppelt, zumal ausreichende Temperaturen und verwertbare Kohlenstoffquellen fast immer vorhanden sind. Das erhöhte Vorkommen von Schimmelpilzen im Innenraum ist daher häufig eine Folge von Feuchteschäden. Eine schematische Interpretation der Ergebnisse von Schimmelpilzuntersuchungen ist nicht sinnvoll. Die Bewertung von Schimmelpilzbelastungen setzt umfangreiche Kenntnisse zur Wachstums-und Verbreitungsbiologie der Pilze sowie bauphysikalische Kenntnisse und Erfahrungen voraus.

 

(Quelle: Schimmelleitfaden Umweltbundesamt und Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg).